Martha Argerich; © Adriano Heitman
Adriano Heitman
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Philharmonie Berlin - Beethoven und Brahms: Daniel Barenboim, Martha Argerich und die Berliner Philharmoniker

Bewertung:

Wenn Daniel Barenboim, Martha Argerich und die Berliner Philharmoniker zusammentreffen hat es etwas von "Dinner for One", so lange und eingehend kennen sich alle Beteiligten. Auch die Programme ähneln sich, mit einer vierhändigen Zugabe ist auch zu rechnen. Ob es bei diesem Ritual wohl noch eine Überraschung geben kann?

Mit einer vierhändigen Zugabe ist an diesem Abend also auch zu rechnen. Allerdings fragt es sich auch immer, in welcher Verfassung sich zumindest Barenboim und Argerich befinden. Da musste man sich doch gerade bei Barenboim große Sorgen machen. Beide wirkten sehr zerbrechlich und gebrechlich, was sich auf der Bühne allerdings ganz gegensätzlich darstellte.

Argerich versetzte sich ganz in den jungen Beethoven

In Beethovens 2. Klavierkonzert (eigentlich sein 1.) gab Barenboim erwartbar den gediegenen Part, eher vom Alter her betrachtet, während Argerich sich ganz in den jungen Beethoven versetzte, der es allen mal zeigen wollte. Immer noch spielt Argerich, wenn sie so in Form ist, sehr präsent, sehr klar, beredt, energetisch, niemals irgendwie routiniert. In der Kadenz des 1. Satzes verschwammen zwar einige Details, aber das Finale riss dann auch das Orchester (fast) mit.

Natürlich gab es auch wieder eine (sehr zerdehnte) Schubert-Zugabe, sein Rondo A-dur. Barenboim musste regelrecht mitgetragen werden, er spielte doch erschreckend rudimentär.

Der entscheidende Drive fehlte

Überhaupt keine Überraschung bot dann Brahms 3. Sinfonie, die gleich drei langsame Sätze zu haben schien. In Rekordlänge fehlte auch dem Finale der entscheidende Drive, die Gegensätze und Gegenkräfte entfalteten sich kaum. Da war eben auch keinerlei Energie mehr vom Dirigenten spürbar. Erschütternd.

Clemens Goldberg, rbbKultur