Komische Oper: Die Banditen © Jan Windszus Photography
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Komische Oper Berlin im Schillertheater - "Die Banditen" von Jacques Offenbach

Bewertung:

Einer halb legendären Produktion von Offenbachs letzter abendfüllender Opéra bouffe "Die Banditen" (Komische Oper 1989) folgt die halbszenische Aufführung unter Leitung von Max Hopp. Damals, in der Regie von Harry Kupfer, war das Ding fast doppelt so lang. Der Opernfundus schien explodiert zu sein. Allein der ironische Ausstattungsplunder war lachhaft. Jetzt aber, mit dem Buschmesser gekürzt, versteht man die Handlung dieser Räuberpistole nicht mal mehr. Ich wunderte mich, dass die Leute so dankbar waren.

Es geht um eine Räuberbande, deren Hauptmann am Ende zum Polizeichef ernannt wird – weil er noch niemals von den Sicherheitskräften zur Strecke gebracht werden konnte. Eine sehr verständliche Beförderung. Sofern man die zeitgenössischen Hintergründe von Korruption, Vetternwirtschaft und Bigotterie im Paris von 1869 kennt.

Das Stück ist nicht gut gealtert. Man müsste es kabarettisch aufmöbeln und verheutigen, womit aber die auf "reine" Komik und Überzeichnung abzielende Produktion nichts am Hut hat. Sogar musikalisch rächt sich das. Man will Offenbach historisch Gerechtigkeit widerfahren lassen. In einem Wort: die Aufführung ist nicht komisch.

Spießiger als vor 35 Jahren

Bekannte Darsteller wie Nadja Mchantaf, Christoph Späth und Tom Erik Lie, letzterer arg chargierend, werden schon belacht. Komisch vor allem: Johannes Dunz als Schluffi vom Dienst (Fragoletto). Dunz ist wie immer dann am Besten, wenn er eine Rolle aus dem Fach des weicheiigen Backpfeifen-Tenors bedient. Sehr schön!

Leider sehen alle in Rüschenhemdchen, Jägerhütchen und Hosen mit Spitzenbesatz spießiger aus als bei Harry Kupfer vor 35 Jahren. Der Österreicher Alexander Kaimbacher, als Gast, ist nicht unbedingt komisch, wenn er singt. Dafür aber, wenn er spricht. Bedenklich immerhin, dass die Komische Oper nicht in der Lage ist, einen eigenen, starken Buffo ins Rennen zu schicken.

Wenig amüsant

Offenbach ist einfach für die Silvester-Serie des Hauses nicht der Richtige. Nicht wegen des vortrefflichen Adrien Perruchon am Pult. Sondern weil man Offenbach nicht so nebenbei meistern kann. Hier verwendet man noch dazu die alte, leicht altbackene Übersetzung des eigentlich großen Richard Genée. Ich habe mich recht wenig amüsiert.

Wie sagte Dolly Parton: "It takes a lot of money to look that cheap." (Es ist teuer, so billig auszusehen.) Analog kann man hier sagen: Es kostet viel Aufwand, so einfältig-witzig zu werden wie Offenbach es braucht. Daran fehlt's.

Kai Luehrs-Kaiser, rbbKultur

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