Der Komponist Aribert Reimann, Foto: dpa/DMA - Deutscher Musikautor*innen/Daniel Mayer
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Deutsche Oper Berlin - Sinfoniekonzert des Orchesters der Deutschen Oper Berlin in Gedenken an Aribert Reimann

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Am 13. März dieses Jahres ist der Berliner Komponist Aribert Reimann verstorben. Er war einer der wichtigsten Opernkomponisten der vergangenen Jahrzehnte. Seinem Gedenken hat die Deutsche Oper ihr aktuelles Sinfoniekonzert gewidmet.

Aribert Reimann war ein profunder Kenner der menschlichen Stimme, und mit seinen insgesamt neun Opern und zahllosen Liedern und Zyklen hat er zentrale Werke der Moderne erschaffen. Seine Mutter war Gesangslehrerin, und bald hat er auch ihre Studierenden am Klavier begleitet. Und so war er bald in der Lage, Sängerinnen und Sängern Partien gewissermaßen in die Kehle zu komponieren – ein glücklicher, seltener Fall.

Reimann und die Deutsche Oper Berlin

Der Deutschen Oper Berlin war Aribert Reimann, wie Intendant Dietmar Schwarz es in seiner Rede erwähnte, fast sieben Jahrzehnte verbunden. Begonnen hatte er im Alter von neunzehn Jahren als Korrepetitor am Haus. Und schließlich kam es zu mehreren Uraufführungen aus seiner Feder, darunter die Opern "Das Schloss" nach Franz Kafka oder seiner letzten vollendeten Oper "L’Invisible".

Bemerkenswert zu erfahren, dass Aribert Reimann an seinem weiteren Bühnenwerk arbeitete – eine Oper auf der Grundlage von Oscar Wildes "Bildnis des Dorian Gray", die er leider nicht mehr vollenden konnte. Da wird der Musikwissenschaftler neugierig – ließe sich das bereits Komponierte vielleicht sogar in eine wenigstens fragmentarisch präsentierbare Fassung bringen?

Oper und Lied

Einen etwa zehnminütigen Ausschnitt aus "L’Invisible" gab es auch zu hören – noch einmal ein eindringliches Beispiel für das Verdichtete, das Existenzialistische in der Musik Aribert Reimanns. Dazu ein unbegleitetes Sololied, grandios in vollendeter Intensität von der Mezzosopranistin Annika Schlicht präsentiert.

Die letzten vollendeten Werke

Obwohl so nicht geplant, trafen in diesem Konzert zwei letzte große vollendete Werke aufeinander: mit "L’Invisible" Aribert Reimanns letzte vollendete Oper – und mit der Neunten die letzte vollendete Sinfonie von Gustav Mahler. Die Oper – eine Auseinandersetzung mit dem Tod – und die Sinfonie – ein Abschied vom Leben. Eine ideale Konstellation.

Erst misslungen, dann gelungen

Nun sagt ja niemand, dass Mahlers Neunte leicht zu spielen wäre. Aber was da zunächst unter Donald Runnicles nicht zusammenpasste, machte sprachlos. Ein Durcheinander, keine Staffelung, der Dirigent hilflos am Pult. Irgendwie wie derzeit bei Bayern München – gute Einzelspieler, aber der Trainer bekommt keine funktionierende Mannschaft hin.

Dann – nach zweieinhalb indiskutabel gespielten Sätzen – das Wunder: Am Ende des 3. Satzes fand man furios krachend zusammen. Und das lange Adagio am Schluss präsentierten vor allem die Streicher mit einem dichten, intensiven Ton, man fühlte sich von der Sogwirkung gepackt. Vielleicht eine Spur zu vordergründig, aber dieses letzte Aufblühen hatte eine Schönheit, die fast wehtat. Nach dem letzten Verklingen eine lange absolute Stille im Saal. Das immerhin hatte am Schluss gepackt und beeindruckt.

Erreicht GMD Donald Runnicles doch noch sein Orchester? Müsste man einfach mehr Sinfoniekonzerte spielen wie es die Staatskapelle und das Orchester der Komischen Oper in Berlin tun? Das könnte ein Ansatz sein.

Andreas Göbel, rbbKultur