Back to Black: Marisa Abela als Amy Winehouse, Foto: dpa/Entertainment Pictures
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Biopic über Amy Winehouse - "Back to Black"

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Sie ist nur 27 Jahre alt geworden. Und doch ist die britische Sängerin Amy Winehouse eine der berühmtesten Künstlerinnen der jüngeren Pop-Geschichte. Der englische Guardian hat ihre Musik als die Klassik des 21. Jahrhunderts gefeiert. Bis heute werden die Songs ihres Albums "Back to Black" 80 Millionen Mal im Monat gestreamt. "Back to Black" – so heißt auch der Film der britischen Regisseurin Sam Taylor-Johnson über das atemlose Leben der Sängerin, die 2011 an einer Alkoholvergiftung starb.

Sam Taylor-Johnson hat sich als Fotografin von bedrückenden Familienszenen einen Namen gemacht und wurde für den Turner-Preis nominiert. Als Regisseurin hat sie den Film "Nowhere Boy" über die Jugend von John Lennon gedreht. In "Back to Black" schafft sie Raum für die zierliche Sängerin mit der enormen Stimme.

Back to Black © STUDIOCANAL SAS
Bild: STUDIOCANAL SAS

Der Film erweist der Sängerin Respekt

Amy Winehouse hat zu Lebzeiten nur zwei Alben veröffentlicht, "Frank" und "Back to Black", deshalb kann sich der Film Zeit lassen, ihre künstlerische Entwicklung von der Londoner Göre zum Superstar nachzuzeichnen.

"Ich bin Old School, aber in der Gegenwart", sagt sie einmal, "nicht Rock, sondern Jazz!"

Ihre Vorbilder sind die großen Diven des Soul und des Blues, Billie Holiday oder Dinah Washington. Sie beginnt ihre Karriere auf den kleinen Bühnen der Musikkneipen im Londoner Stadtteil Camden. Dort lernt sie auch ihre große Liebe kennen – Blake Fielder-Civil, ihre Großmutter warnt sie vorsichtig:

"Du hast eine Schwäche für die Bad Boys, Amy Winehouse."

"Er wirkt nicht wie ein Bad Boy. Er hat mir die Shangri-Las vorgespielt. Was für ein Sound! Ich hätte fast geheult in dem Pub."

"Ja, ich erinnere mich an sie. Queens. New York. Dieses Melodrama, das liebe ich. Und hübsch waren sie auch. Alle. Genau wie Du."

Die Shangri-Las, die aussehen wie brave Collegegirls, aber eigentlich vom "Leader of the Pack" träumen, werden Amy Winehouse optisch zum Vorbild. Der Beehive, die Hochfrisur der 50er Jahre, der expressive Lidstrich – ein bisschen Punk, ein bisschen Nofretete, machen aus dem aufmüpfigen Teenager die Bühnenfigur Amy Winehouse.

Marisa Abela nutzt die Chance dieser Rolle

Die Schauspielerin geht sehr liebevoll, sehr respektvoll mit der Figur um. Sie zeichnet eine junge Frau, die herzlich lachen kann, die voller Gefühle, voller Überschwang ist. Die sich ungebremst in den Strudel einer unglücklichen Liebe begibt, als sie den Junkie und Filou Blake Fielder-Civil kennenlernt. Die beiden verlieben sich, trennen sich, heiraten - und in dieser Zeit des Auf und Ab entsteht das taumelnde Album "Back to Black".

Blake bringt als Hochzeitsgeschenk Crack-Pfeifen mit in die Ehe und mit Crack und Heroin bekommt die Geschichte eine andere, härtere Gangart.

Marisa Abela spielt die Künstlerin körperlich gezeichnet von der Sucht, ohne sie zu desavouieren. Sie bewahrt die Grandezza des Bühnenstars. Die Konzerte werden zu Tänzen auf Messers Schneide. Ein bisschen zu freundlich wird dabei Blake Fielder-Civil gezeichnet. Jack O’Connell spielt den Vorstadt-Romeo sehr schmeichelhaft. Blakes Begründung für die Trennung wirkt, als hätten sein Anwalt und sein Therapeut die Sätze verfasst.

Da identifiziert sich der Film ganz mit der liebenden Perspektive der Künstlerin, aber nach den zerstörerischen Exzessen wirkt das dann doch etwas zu reflektiert.

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Das Leben in den Songs

Zum Markenzeichen von Amy Winehouse gehörte, dass sie ihr Leben in ihren Songs verarbeitete: Sie singt vom Entzug, von der verlorenen Liebe, von Depression. Man sollte den Film unbedingt im englischen Original sehen. Marisa Abela singt selbst, dadurch gehen Dialoge und Musik ohne Brüche ineinander über. Der Soundtrack stammt von Nick Cave und Warren Ellis von den Bad Seeds. Grandios, wie Sam Taylor-Johnson bei "Back to Black" - dem Song von der Trennung – Leben und Musik ineinander schneidet.

So tragisch die Geschichte ist, die Musik bleibt kraftvoll, widerständig, aufmüpfig. Die Sängerin kann rotzig sein wie eine Rapperin, aber Sam Taylor-Johnson kehrt in ihrem Film immer wieder zurück zu dem goldenen Ladyschimmer, der die Shows von Amy Winehouse umhüllt hat. Der Film schlachtet die Tragödie die Kämpfe mit dem Lover, mit den Paparazzi, mit der Sucht nie aus, sondern bewahrt immer die Hochachtung für die Künstlerin und ihr Werk.

Simone Reber, rbbKultur